Über mich, oder: Wie man wird, wer man ist.

Als ich vier Jahr alt war, kam die große weite Welt zu mir nach Hause. Sie tat das in Form einer Bananenstaude, die meine Eltern von ihrer ersten großen Reise mitbrachten. Es war 1956 und sie waren als Passagiere mit einem Bananendampfer nach Nordafrika und zu den Kanarischen Inseln gefahren. Es dauerte nicht lange und die Kinder der Nachbarschaft standen auf unser Bodenleiter Schlange und jeder durfte sich eine Banane abschneiden. Natürlich kannten wir Bananen, aber diese waren ganz anders, klein, und unvergleichlich im Geschmack. Man schmeckte die Sonnenreife und das ferne, geheimnisvolle Land. Daran dachte ich nun immer, wenn ich bei uns vom Stader Elbstrand aus die Schiffe hinaus in die ferne, unbekannte Welt hinter dem Horizont ziehen sah. Aber ich hatte ja das Versprechen, dass ich die Reisen meiner Eltern mitmachen würde, sobald ich ein wenig größer war.

Mit meiner reise- und abenteuerlustigen Familie lernte ich tatsächlich bald halb Europa und den Nahen Osten kennen und erlebte, wie meine Eltern Freundschaften mit Menschen unterschiedlichster Nationalität schlossen und ich begann mich intensiv für fremde Kulturen zu interessieren. Dazu kam der Schüleraustausch mit Frankreich, die große Faszination meiner Schul- und Jugendjahre. Obendrein erlebte ich den Mai 1968 als Austauschschülerin in Paris.

Wenn man an der Unterelbe groß wird, ist das Segeln eigentlich ein logisches Hobby, ich wuchs auch damit auf, denn die ganze Familie segelte. Es blieb mein Leben lang spannend nachzuschauen, was hinter dem Horizont liegt. Da ist es nur logisch, dass die Segelei nicht nur auf die Unterelbe beschränkt war, sondern hinaus aufs Meer führte. Später wurde sogar die Hochzeitsreise ein Segeltörn – Bornholm, die Trauminsel in der Ostsee war das Ziel.

Nach dem Abitur studierte ich in Hamburg Politik und Islamwissenschaft. Später machte ich noch eine Ausbildung zur Optikermeisterin, um den Familienbetrieb weiterführen zu können.

Reisen blieb weiterhin meine Leidenschaft, jetzt kamen noch Trips nach Afrika, Nordamerika, Japan, Hongkong und Thailand hinzu.

Als sich Polen Mitte der 70er Jahre für Individualtouristen öffnete, tat sich wieder eine neue Welt auf, und ich machte mich auf den Weg nach Osten. Meine Leidenschaft für dieses Land begann mit dem ersten Besuch bei Angehörigen, von da an fuhr ich regelmäßig nach Polen, oft mehrmals im Jahr. Meiner Heirat mit einem Polen 1984 folgten bald erste Artikel über das Land.

Seit dem haben mich weder das Land Polen, noch das Reisen an sich und auch nicht das Schreiben wieder losgelassen, und ich bin nun schon seit über zehn Jahren hauptberuflich als freie Journalistin tätig. Mittlerweile habe ich auch drei Bücher zum Thema Polen verfasst, dazu kommt ein Reise- und Lesebuch über meine Heimatregion, die Unterelbe. Mein jüngstes „Kind“ ist ein Buch über Ägypten zum Thema interkulturelle Kompetenz, ein Fettnäpfchenführer in Episoden.