Das deutsche Multikulti-Fußballwunder

Deutschland – Mas integracion más integración

Nun ist Fußball ja generell Emotion pur, aber was da gestern im WM-Achtellfinale in Südafrika zwischen Deutschland und England passierte, wird sicherlich einmal als Sternstunde des deutschen Fußballs bezeichnet werden.

Die Nation war aus dem Häuschen, als ob der Titel gerade gewonnen worden war. Und das lag weder an der historischen Höhe des deutschen Siegen – noch nie hatte England ein WM-Spiel mit 4:1 verloren – und es lag auch nicht am tollen Sommerwetter daheim in Deutschland.

Es war die Art, in der dieser Sieg nicht errungen oder erkämpft sondern erspielt wurde. Mit spielerischer Leichtigkeit kombinationssicher vorgetragene Angriffe, Tempofußball mit deutschen Stürmern, die sprühten vor Kreativität. Dieser Fußball der feinsten Art begeisterte die Deutschen. Hacke, Spitze, tralala – mehr als nur ein Hauch von Südamerika ließ grüßen.

Das war es doch, was wir uns immer wünschten, weg vom Image der deutschen Kraftwalze, dem ewigen britischen Panzervergleich, fort von Blutgrätsche und deutschen Kampftugenden, hin zu spielerischer Leichtigkeit mit einem Schuss Genialität und einem Spritzer Schlitzohrigkeit. Kurz: Die Begeisterung darüber, dass diese Mannschaft Fußball nicht nur arbeiten, sondern auch spielen kann.

Und das wird bleiben, selbst wenn uns Argentinien aus den Träumen reißen sollte. Denn diese so junge Mannschaft steht erst am Anfang und hat noch jede Menge Entwicklungspotenzial. Und noch etwas wird hoffentlich bleiben, nämlich der integrative Faktor dieser Mannschaft. Es ist einfach nicht mehr zu übersehen: Einwandererkinder bilden das Herz dieser DFB-Elf.

Da sah man im Autokorso Menschen offenbar türkischer Herkunft, das Auto mit schwarz-rot-goldenen Farben geschmückt, darin Frauen mit Kopftuch, DFB-Fanschal und Vuvuzela, stolz wie Oskar nicht nur auf „ihren“ Mesut Özil, polnisch-deutsch beflaggte Fahrzeuge, die nicht nur „ihre“ Helden Trochowski, Klose und Podolski feierten.

Vieles erinnerte an das Sommermärchen von 2006, doch dieses ist anders. Damals waren es die Deutschen als Gastgeber, die zusammen mit ihren Gästen aus aller Welt zusammen feierten. Heute feiern beim Public Viewing und beim Autokorso die in Deutschland lebenden Menschen eine gemeinsame Mannschaft und ein Ereignis, an dem alle gleichermaßen teilhaben, egal on sie hier , in der Türkei, in Afrika, auf dem Balkan, in Polen, oder sonst wo geboren sind. Es ist so: Diese Mannschaft ist immer auch ein Stück weit Spiegel der Gesellschaft – eines Einwandererlandes.

Bei diesem Sommermärchen begegnen sich diese Menschen in Deutschland zum ersten Mal in etwa auf Augenhöhe, egal ob man seit Generationen hier lebt, alteingesessen ist oder Migrant. Man beginnt ein klein wenig zu begreifen in diesem Land, dass es die Migrantenkinder waren, die ein Großteil der begeisternden neuen Leichtigkeit in den Fußball der deutschen Nationalmannschaft brachte. Und man ist dabei zu lernen, dass man nicht Mesut Özil als Idol feiern kann, und gleichzeitig auf seine Eltern, die türkischen Einwanderer herabschauen kann.

Über die Begeisterung für diese deutsche Fußballnationalmannschaft wird hoffentlich auch ein Stück mehr Integration und Wertschätzung für unsere Zuwanderer in die Gesellschaft überspringen. Schauen wir doch diese junge Mannschaft an, die zeigt, wie es geht: füreinander offen sein, einander helfen, bereit sein, voneinander zu lernen und vom anderen das Beste zu ü+bernehmen und zu integrieren. Es gibt einen schönen Werbespot beim Deutschen Fußballbund: DFB – mas integracion.

Wie wäre es, das auf die Gesellschaft, denn Alltag zu übertragen, denn diese WM ist auch eine Chance für mehr Integration. Dann hieße es: Deutschland – mas integracion.